Brich auf. Las los. Mache dich auf. Beginne, Wege in deinem Leben zu verändern. Sei unterwegs mit Leib und Seele und mit ganzem Herzen. Sammle auf dem Weg zum Ziel die Hoffnung — für dich, für deine Mitmenschen und für die ganze Schöpfung. Und komme an.
Mit diesem Aufbruchswort machen wir – Pilgernde durch die Landschaft Eiderstedt – uns morgens nach der Andacht auf den Weg. Es liegen etwa 20 Kilometer Wegstrecke vor uns. Je nach Wind, Wetter und eigener Verfassung geht man sie zögerlich oder beschwingt, verzagt oder guten Mutes an. Jede und jeder von uns weiß, dass dieser Weg viele neue Eindrücke mit sich bringen wird, dazu Impulse, Gedanken, Gespräche. Manchmal auch Schmerzen, innere wie äußere. Weil all dies unweigerlich passieren wird, weil sich etwas verändern wird in mir, mit mir, ist es gut, die Hoffnung zu sammeln. Für mich selbst, für das, was vor mir liegt, heute oder in der nächsten Zeit. Für meine Mitmenschen, für die, die mir am Herzen liegen. Und für die Schöpfung, durch die ich gehe.
Hoffnung sammeln – das kann gelingen, wenn ich während des Gehens mit allen Sinnen meine Umgebung wahrnehme. Wenn ich den Raps rieche, das Wellenrauschen höre, den Kirchturm als nächstes Ziel sehe. Hoffnung sammeln – das geschieht auch im Gespräch mit meinen Weggefährten und –gefährtinnen. Wenn ich etwas erzählen kann, was mir auf der Seele liegt. Hoffnung sammeln – das kann ich im Gebet – während einer Andacht in einer unserer Kirchen.
Manchmal tut es gut, die Hoffnung nicht nur still und stumm zu sammeln, sondern sie sichtbar zu machen. Zum Beispiel auf diese Weise: Wir waren unterwegs in St. Peter-Ording. Zunächst hatten wir eine Andacht in der Dorfkirche gefeiert und waren dann auf dem Deich Richtung Bad gegangen. Über die Seebrücke wollten wir zum Strand. Ich gab der Gruppe eine Aufgabe für diesen Weg mit: Sammelt unterwegs etwas, was Euch ins Auge fällt. Wir gingen los. Schweigend. Konzentriert auf unsere Suche. Am Kirchenschiff sammelten wir uns. Ich bat die Pilgernden, aus dem Mitgebrachten einen Anker in den Sand zu legen. Als wir fertig waren mit dem Legen, sprudelten die Worte. Worte der Freude und der Hoffnung. Ich machte ein Foto vom Anker und druckte es abends für alle Teilnehmenden aus – als Erinnerung an diesen Tag, an dem wir lernten, wie es gehen kann, die Hoffnung zu sammeln.