Bericht von Holger Carstensen
Der Mosel-Camino führt über 160 KM von Koblenz nach Trier. Der Weg beginnt mit einem herzhaften Aufstieg zum Schloss Stolzenfels (Bild 01). Durch Wälder geht es weiter bis zur Wallfahrtskirche Bleidenberg (Bild 02) oberhalb von Alken. In der Michaeliskapelle von Alken findet sich eine beeindruckende Darstellung eines ‘Christus in der Rast’ (Bild 03). Im benachbarten Oberfell und in Alken sind einladende private Pilgerunterkünfte vorhanden.
Entlang der Mosel und hinauf zum Küppchen (Bild 04) geht es über die Burg Elz nach Treis-Karden (Bild 05). Von dort durch ausgedehnte Waldgebiete weiter bis zum Kloster Maria Engelport (Bild 06). Das seit einigen Jahren von den ‘Anbetungsschwestern des Instituts Christ König’ neu belebte Kloster verfügt auch über Pilgerzimmer.
Burg Metternich und Beilstein bieten in den nächsten Tagen geradezu klassische Photopanoramen (Bild 07). Der Mosel-Camino führt zur Abkürzung der zahlreichen Moselschleifen durch Wälder nach Bullay. Von hier aus gibt es zwei Wegvarianten. Ich habe mich für den Weg über die Marienburg entschieden, der entlang der Mosel nach Traben-Trarbach (Bild 08) führt. Hier ist in der Alten Lateinschule eine zurecht sehr beliebte Pilgerherberge.
Über Bernkastel-Kues geht es teils durch Weinberge an der Mosel, teils über kräftige An- und Abstiege und durch Wälder weiter bis nach Monzel und schliesslich in den Wallfahrtsort Klausen mit der Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung. In Klausen befindet sich eine weitere sehr empfehlenswerte Pilgerherberge.
Hinter Klausen vereinigen sich Mosel- und Eifel-Camino (Bild 09). Über Klüsserath (Bild 10) und Schweich ist es bis Trier dann nicht mehr weit (Bild 11). Am Trierer Dom/Liebfrauenkirche befinden sich der Sitz der St.Jakobusbruderschaft und das Pilgerbüro. In Trier gibt es zahlreiche private und kirchliche Pilgerunterkünfte. Der Mosel-Camino endet an der Basilika Abtei St.Matthias (Bild 12), in der die Reliquien des Apostel Matthias ruhen. Es handelt sich um das einzige Apostelgrab nördlich der Alpen. Auf der Rückseite der Basilika beginnt der gut 500 KM lange Jakobsweg nach Vézelay.
Vom linksrheinischen Jakobsweg aus Köln kommend bin ich den Mosel-Camino im September 2020 mit grosser Freude gegangen. Die zahlreichen Begegnungen mit anderen Pilgern und Fernwanderern, die in entgegengesetzter Richtung auf dem Moselsteig wanderten, waren immer herzlich. Anregende Gespräche und auch spirituelle Kraftorte habe ich alle Tage erlebt. Jederzeit liessen sich private oder kirchliche Pilgerherbergen und einfache Gastzimmer finden.
Rheinland-Pfalz hatte im letzten Jahr ausgesprochen niedrige Corona-Infektionszahlen. Deshalb waren unter pragmatischen Hygieneregelungen alle öffentlichen Einrichtungen, private Quartiere, Pilgerherbergen und Gasthäuser usw. geöffnet. Auch jetzt sind die Infektionszahlen in RP unterdurchschnittlich. Deshalb erwarte ich spätestens ab Mai 2021 wieder eine ähnliche oder sogar bessere Situation für Pilgervorhaben.
Der Mosel-Camino ist sorgfältig markiert, sodass selbst ich mich nicht verlaufen konnte. In allen etwas grösseren Ortschaften gibt es hilfreiche Tourist-Informationen, die auf die Bedürfnisse von Wanderern eingestellt sind. Da der Herbst an Mosel und Rhein touristische Hauptsaison ist, würde ich den Weg eher für Frühling und Sommer empfehlen.
Der lesenswerte Pilgerführer von Karl-Heinz Jung (Conrad Stein Verlag, Outdoor Handbuch Bd. 291/3.Aufl. 2019) verteilt die 160 KM auf acht Etappen, die sich bei guter Kondition aber problemlos auch in weniger als einer Woche gehen lassen. Insgesamt eignet sich dieser wunderbare Pilgerweg m.E. auch für ‘Erst-Pilger’ und Probierende. In diesem Sinne: Buen Camino!
Hamburg März 2021